Deutsche TV-Plattform

Drei Jahrzehnte im Dienst der Branche

Carine Lea Chardon (ZVEI)
Geschäftsführerin der Deutschen TV-Plattform

Vor 30 Jahren, genauer gesagt am 2. November 1990, treffen sich 19 Entscheider mit für damalige Verhältnisse ziemlich unterschiedlichen unternehmerischen Hintergründen im Konferenzzentrum des Flughafens Frankfurt. Während die Nation noch die kürzlich vollzogene Wiedervereinigung Deutschlands feiert, gründen Vertreter von Fernsehsendern, TV-Herstellern, IT-Industrie, staatlich geführten Unternehmen, Ministerien und Verbänden die Deutsche TV-Plattform e.V. Obwohl, eigentlich stimmt das so nicht ganz.

Gegründet wurde der Verein zunächst als „Nationale HDTV-Plattform Deutschland“, um die Markteinführung von HDTV nach dem im Rahmen des europäischen Forschungsprojektes Eureka 95 entwickelten 1250/50-Standard auf breiter Ebene zu koordinieren und zu unterstützen.

Das war ein ambitioniertes Unterfangen. 1990 gab es gerade mal ein paar Sender, die überwiegend analog über Antenne empfangen wurden. Kabelfernsehen hatte eine Reichweite von rund 30 Prozent und Astra 1A war erst 1 Jahr in Betrieb. In den damals rund 27 Millionen TV-Haushalten standen 40 Kilo schwere Röhren-Farbfernseher, mit 66 cm Bilddiagonale im

Bildformat 4:3. Schon bald nach Gründung der „HDTV-Plattform“ mehrten sich die Stimmen, dass der Schritt zu HDTV nur sinnvoll ist, wenn das Fernsehen generell zunächst von analoger auf digitale Übertragung überwechselt. Deswegen erfolgte 1993 die Umbenennung in „Deutsche Plattform für HDTV und neue Fernsehsysteme“ und die Vereinsarbeit konzentrierte sich fortan auf die Digitalisierung des Fernsehens, um im gemeinschaftlichen Zusammenspiel Innovationen auf digitaler Basis im TV-Markt zu etablieren.

Und da gab es viel zu tun! Es wurden Arbeitsgruppen gegründet, Strategien ausgeheckt, Kompendien verfasst und zahlreiche Events und Symposien durchgeführt. Und Szenarien, wie sich der Übergang von analog zu digital möglichst elegant vollziehen könnte. Von PALplus bis zu UltraHD-HDR hat die Deutsche TV-Plattform nunmehr 30 Jahre lang nicht nur alle damit verbundenen Prozesse und Entwicklungen begleitet, sondern in vielen Belangen auch intensiv unterstützt und vorangetrieben.

Wo im Einzelnen die „TV-Plattform“ in diesen Jahren aktiv war, was sie geleistet und beigetragen und was sie in den nächsten Jahren vorhat, finden Sie hier auf dieser Seite.

Was die letzten 30 Jahre die DTVP und die (TV-)Welt bewegte

Ein knappes Jahr nach dem Fall der Mauer erfolgt die Deutsche Wiedervereinigung.
Das Erste Deutsche Fernsehen sendet die erste Folge von Boulevard Bio mit Alfred Biolek.
Der Musikkanal VIVA startet, u.a. moderiert von Mola Adebisi.
Die Seifenoper „Verbotene Liebe“ startet bei der ARD.

1990

1991

1993

1995

Am 2. November 1990 wird die „Nationale HDTV-Plattform Deutschland e.V.“ gegründet.

In der konstituierenden Versammlung am 02.11.1990 im Airport Business-Center Frankfurt unterzeichnen 19 Gründungsmitglieder die entsprechende Vereinbarung. Die Geschäftsstelle wird beim ZVEI eingerichtet.

Die ersten Arbeitsgruppen nehmen ihre Arbeit auf, unter anderem die AG Produktion, die AG Ausstrahlung und die AG Endgeräte.

Die TV-Plattform orientiert sich neu in Richtung voll-digitales Fernsehen und ändert dazu Satzung und Namen: Der Verein heißt jetzt „Deutsche Plattform für HDTV und neue Fernsehsysteme“.

Der europäische Binnenmarkt tritt in Kraft und ermöglicht u.a. den freien Warenverkehr unter den Mitgliedsstaaten.

Der Verein schmückt sich mit einem neuen Logo, das die Kurzversion des neuen Namens enthält und die perspektivische Ansicht eines (Röhren-) Fernsehgeräts symbolisiert.

Dr. Michael Rombach 
Produktionsdirektor ZDF  

Die Deutsche TV-Plattform bringt alle zusammen, die einen Beitrag für die Beschreibung, Gestaltung und Kommunikation der technischen Voraussetzungen für Bewegtbildprodukte leisten. Damit ist sie als Plattform ein idealer Marktplatz für den interdisziplinären Austausch.

Die DTVP hat ihre Vernetzungsfähigkeit und Kommunikationskraft in der Vergangenheit immer wieder unter Beweis gestellt: Ob nun Analoges abgeschaltet oder Digitales eingeschaltet wird, immer müssen vor allem die Nutzenden der Programmangebote kompetent informiert und mitgenommen werden. Gerade hier zeigt sich die Stärke der DTVP, weil alle Marktteilnehmenden entlang der langen Produktions- und Verbreitungskette kompetent vertreten sind.

In der aktuellen Phase spüren wir was fehlt: Der direkte Austausch, die Inspiration durch neue Technologien, die nicht in der Rundfunktechnik ihren Ursprung haben, dort aber in Zukunft ihre Anwendung finden werden. Die DTVP hat mit der „Media Innovation Platform“ dafür ein neues Gefäß geschaffen. Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung, sobald dies wieder möglich sein wird. Ich wünsche der DTVP weiterhin viel Erfolg bei ihrer wichtigen Funktion für alle, die sich um innovative Entwicklungen in der faszinierenden Welt der Bewegtbilder kümmern.

Die gfu Consumer & Home Electronics GmbH, Veranstalterin der IFA, gratuliert der Deutschen TV-Plattform zu 30 Jahren erfolgreichem Einsatz im Sinne der Branche.

Die TV-Plattform ist aufgrund ihrer Mitglieder-Struktur eine einzigartige Organisation und ein zuverlässiger Partner für uns. Dies gilt sowohl hinsichtlich der Einführung neuer Technologien und Standards, als auch für die Zusammenarbeit rund um die IFA. In unserer schnelllebigen Branche wird es weiterhin spannend bleiben und auf den kompetenten und tatkräftigen Einsatz aller Akteure ankommen. Dafür wünschen wir den Kolleg*innen der TV-Plattform weiterhin viel Erfolg!

Kai Hillebrandt (Panasonic)
Vorsitzender des Aufsichtsrats der
gfu Consumer & Home Electronics GmbH 

Dr. Wolfgang Kreißig (LfK)
DLM-Vorsitzender Berlin

Die Deutsche TV-Plattform ist seit nunmehr 30 Jahren ein stetiger Begleiter der Medienanstalten bei der branchenübergreifenden Abstimmung hinsichtlich Kommunikation, Standardisierung und Einführung neuer Entwicklungen der Rundfunktechnik. Die vielfältige Zusammensetzung der Mitglieder bündelt die Sachkompetenz auf allen Ebenen der Branche. Hierbei war es nicht immer leicht, den unterschiedlichen Interessen der Geräteindustrie Gerecht zu werden. Als gemeinsames Ziel aller Teilnehmer wurde jedoch der Einsatz für offene Systeme ein Aushängeschild der TV-Plattform. Gestartet ist sie als Plattform für die Einführung von hochauflösendem Fernsehen. Eine großartige Unterstützung erfuhren die Medienanstalten während der mehrjährigen Einführung von DVB-T Anfang der 2000er Jahre. In mehreren Arbeitsgruppen wurden damals Kommunikation, Technik, Endgerätestandards und Einführungsstrategien abgestimmt. Aber auch bei der Einführung von DVB-T2 HD hat die TV-Plattform in Bezug auf die Sicherung der Markenstabilität eine wichtige Unterstützung geleistet.

Die Deutsche-TV Plattform war und ist ein neutraler Informationsgeber für die interessierte Bevölkerung. Nicht nur auf dem jährlichen, brancheninternen Symposium, sondern z.B. auch auf der IFA wurden die Verbraucher neutral und objektiv über die neuesten Trends informiert. Die Medienanstalten schätzen in der Arbeit der Deutschen TV-Plattform den Austauschgedanken und die Zusammenarbeit für die Weiterentwicklung der Rundfunktechnik in Deutschland. Gerne beteiligen wir uns auch zukünftig an dem Austausch.

Was die letzten 30 Jahre die DTVP und die (TV-)Welt bewegte

„DF1“ (Kirch-Gruppe) beginnt den Regelbetrieb und markiert so den Start des digitalen TV in Deutschland.
Im ZDF läuft die 281. und letzte Derrick-Folge „Das Abschiedsgeschenk“.
Die Terroranschläge am 11. September 2001 verändern nachhaltig die Welt.
Der letzte VW Käfer rollt im Volkswagenwerk in Puebla (Mexiko) vom Band.

1996

1998

2001

2003

Die DTVP gründet vier neue AGs rund um digitales TV und präsentiert dazu Produkte zum Anfassen auf einem Symposium in Berlin.

Die Arbeitsgruppe „Runder Tisch“ MHP wird gegründet. Damit sollen „die in Deutschland notwendigen Aktivitäten zur Einführung von MHP-Applikationen und entsprechender Endgeräte koordinierend unter einem Dach zusammengefasst“ werden.

In Brüssel gibt die Europäische Kommission die Potenzpille Viagra frei, in Washington nimmt die LewinskyAffäre ihren Lauf.

Die Arbeitsgruppe „DVB-T MarktEinführung“ nimmt ihre Arbeit auf. Sie soll ein Marketing-Szenario für die Einführung des digitalen terrestrischen Fernsehens in Deutschland entwickeln.

Die DTVP legt die Mindestanforderungen vor, die zur Grundlage der Erteilung des DVB-T-Logos als Qualitätssiegel dienen. Ab Anfang 2004 wird das Logo als offizielles „Qualitätszertifikat“ der DTVP eingesetzt.

Der Großraum Berlin wird als erste Region in Deutschland der bisherige analoge terrestrische Fernsehempfang auf DVB-T umgestellt.

30 Jahre - 30 Arbeitsgruppen

In den letzten 30 Jahren gab es rund um technische Innovationen und aktuelle Marktentwicklungen viel zu tun. Ein großer Teil der Arbeit wurde und wird in den Arbeitsgruppen des Vereins erbracht – passend zum Jubiläum in bisher 30 AGs seit 1990. Drei AGs sind derzeit aktiv. Per Klick auf das jeweilige Bild gelangen Sie auf die Seite der Arbeitsgruppe.  

AG Media over IP

AG Smart Media

AG Ultra HD

Dr. Niklas Brambring, Leiter der Arbeitsgruppe Media over IP
Jürgen Sewczyk, Leiter der Arbeitsgruppe Smart Media
Stefan Kunz, Leiter der Arbeitsgruppe Ultra HD

Thomas Braun
(BTV braun teleCom AG)
Präsident ANGA Der Breitbandverband e.V. 

In den letzten 30 Jahren hat sich das Fernsehen mit den dafür notwendigen Technologien rasant entwickelt und die Deutsche TV-Plattform hat diesen Weg entscheidend mitgeprägt. Gerne haben wir bei vielen Themen zusammengearbeitet.

Als Breitbandverband ANGA vertreten wir die Interessen von über 200 Unternehmen der deutschen Breitbandbranche; unsere Mitgliedsunternehmen versorgen mehr als 20 Millionen Kunden mit Fernsehen und Breitbandinternet. Somit sind aktuelle, technologische Entwicklungen, die den Markt und unsere Mitglieder betreffen, für uns besonders wichtig – und die Deutsche TV-Plattform ein verlässlicher Partner. Bei vielen Themen ziehen wir an einem Strang: So war zuletzt die Abschaltung der analogen TV-Übertragung und somit Volldigitalisierung des Fernsehempfangs in den Breitbandkabelnetzen ein wichtiges gemeinsames Thema. Ebenfalls sind Veranstaltungen ein Baustein unserer gemeinsamen Aktivitäten, zuletzt das Symposium „Digital? TV der Zukunft“ oder das alljährliche Kooperationspanel zur Kongressmesse ANGA COM. Wir freuen uns sehr auf die weitere Zusammenarbeit und gratulieren ganz herzlich!

Als sich 1990 die Nationale HDTV-Plattform das Ziel setzte, digitales Fernsehen in Deutschland einzuführen, schauten die Zuschauer wie Jahrzehnte zuvor noch buchstäblich in die „Röhre“. 1996 wurde die Vision Realität, seither hat die Plattform die Digitalisierung im TV-Bereich mit großer Kraft vorangetrieben.

Ein wesentliches Erfolgsrezept ist dabei die branchenübergreifende Kooperation zu neuen technologischen Entwicklungen. Sie ist für unsere Branche enorm wichtig, zukünftig sicher noch mehr: Nur im intensiven Austausch zwischen Medienhäusern – privaten und öffentlich-rechtlichen –, Geräteherstellern, Netzbetreibern und Behörden stellen wir gemeinsam die richtigen Weichen für die Zukunft des Fernsehens. Das ist für den VAUNET und seine Mitglieder überaus wertvoll.

Wir sind bereits auf die Diskussionen zu den nächsten technischen Innovationen gespannt, bei denen eins sicher ist: Die Deutsche TV-Plattform wird auch hier eine wichtige Rolle spielen. Herzlichen Glückwunsch und auf die nächsten dreißig Jahre!

Annette Kümmel (ProSiebenSat.1 Media SE) Vorstandsvorsitzende VAUNET

Leif-Erik Lindner (Samsung)
Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands
Consumer Electronics

Wir gratulieren herzlich zum 30-jährigen Jubiläum. Unsere Glückwünsche können wir eigentlich über den Gang rufen, denn der ZVEI ist nicht nur Gründungsmitglied der Deutschen TV-Plattform, sondern auch Heimat der Geschäftsstelle. Über den ZVEI-Fachverband Consumer Electronics sind wir von Anfang an personell und thematisch eng miteinander verbunden.

Mit den Glückwünschen geht auch ein großes Dankeschön einher: Seit drei Jahrzehnten setzt sich die TV-Plattform erfolgreich für die Einführung und Verbreitung digitaler Medientechnologien und offener Standards ein. Dazu gehören DVB-T, HDTV, HbbTV, UltraHD und HDR – um nur einige zu nennen.

Wir freuen uns auf viele weitere Jahre guter Zusammenarbeit, und wünschen allen Aktiven der Deutschen TV-Plattform weiterhin viel Erfolg bei Ihrem Einsatz für unsere Branche.

Was die letzten 30 Jahre die DTVP und die (TV-)Welt bewegte

Mark Zuckerberg startet das Unternehmen Facebook als Student an der Harvard University.
Wir sind Pabst! Joseph Kardinal Ratzinger wird als Benedikt XVI. zum Oberhaupt der katholischen Kirche.
Steve Jobs präsentiert das erste iPhone.
Yes, he can: Vereidigung von Barack Obama, des 44. Präsidenten der USA.

2004

2005

2007

2009

Die Arbeitsgruppe „HDTV und Bildqualitätsverbesserung“ nimmt die Arbeit auf, die AG MultiMedia Mobil (M3) wird gegründet.

Startschuss für HDTV in Deutschland – und damit fortan viel Arbeit für die Deutsche TV-Plattform, die Markteinführung zu begleiten.

Premiere startet mit Fußball, Filmen und Dokus die HD-Ära.

 

Nachdem im Sommer 2006 bereits erste mobile TV-Dienste in Deutschland in Betrieb gegangen waren, diskutierte die Arbeitsgruppe MultiMedia Mobil (M3) die weiteren Perspektiven bei einem Workshop.

Die DTVP feilt an der Strategie und gründet 3 neue Arbeitsgruppen: AG Digitalisierung, AG Terrestrik und AG Hybride Endgeräte. Auch der Außenauftritt wird überarbeitet, u.a. mit dem bis heute gültigen Logo.

Die Mediengruppe RTL startet ins HD-Zeitalter. RTL und VOX gehen zunächst via Satellit bei HD+ hochauflösend auf Sendung.

Outtakes - Was (doch) nicht funktionierte

Die Medienindustrie ist eine der innovationsfreudigsten Branchen. Da bleibt es nicht aus, dass sich so manche, zunächst vielversprechende Technologie am Ende als „Rohrkrepierer“ erweist. Oder vielleicht erst in den nächsten 30 Jahren ihren Durchbruch erlebt.

MHP

3D-TV

Virtual Reality im TV

Leider nicht von Erfolg gekrönt: Die Arbeit der AG Round-Table MHP
3D: Im Kino top, im TV leider bisher Flop
Wahrscheinlich einfach noch der Zeit voraus: VR-TV

1999: Der neue Markt boomt, die Interneteuphorie kennt keine Grenzen. Das Fernsehen will sich nicht von der New Economy abhängen lassen und sucht nach Anschluss mit dem World Wide Web. Interaktives TV lautet das Gebot der Stunde und der Standard MHP soll den Traum wahr werden lassen. Die Deutsche TV-Plattform gründet die Arbeitsgruppe „Runder Tisch MHP“, um die Einführung von MHP-Applikationen auf Basis entsprechender Endgeräte zu koordinieren. Nicht nur an letzterem mangelt es in der Folge, auch die Geschäftsmodelle fehlen. Spätestens da steht MHP nicht mehr für Multimedia Home Platform, sondern für Most Hopeless Project – und verschwindet in der Versenkung. Aber der Nachfolger steht schon bald in den Startlöchern: HbbTV. Und das wird bekanntlich zur Erfolgsstory.

Ende 2009 tritt der James Cameron Film „Avatar Aufbruch nach Pandora“ eine 3D-Welle los. Was im Kino funktioniert, sollte sich auch ins Heimkino übertragen lassen. So die Theorie.

Die Fernseher werden 3D-fähig und ab 2010 beschäftigt sich auch die Deutsche TV-Plattform in den Arbeitsgruppen 3D-HD-TV und später Ultra HD mit (stereoskopischem) 3D-TV in Deutschland. Allerdings setzen die Zuschauer die klobigen 3D-Brillen bis heute nicht zuhause, sondern lieber im Kino auf. Damit hat 3D auch als Feature in TV-Geräten seine Zukunft leider verspielt – fürs Erste.

 

Noch größer als bei 3D sind die Brillen für Virtual Reality. Dafür ist ein gut gemachtes VR-Erlebnis auch um einige Dimensionen großartiger als ein 3D-Film. Funktioniert das auch im Fernsehen oder nur für das Gaming oder bei professionellen Anwendungen, etwa in der Medizin? Diese Frage stellt die Deutsche TV-Plattform 2016 im Rahmen der ersten Ausgabe der Media Innovation Platform. Erste Ansätze mit 360-Grad-Videos sind zu sehen. Komplett immersive, extra für das „Medium VR“ produzierte Formate, faszinieren alle Teilnehmer, kommen aber bis heute nicht über das Experimentierstadium hinaus.

Was die letzten 30 Jahre die DTVP und die (TV-)Welt bewegte

Lena gewinnt den Eurovision Song Contest mit „Satellite“. Wir fiebern mit, über „Satellite“, Kabel, DVB-T und IPTV.
Felix Baumgartner gelingt der Rekordfallschirmsprung aus der Stratosphäre.
Mario Götze schießt sich in die Herzen von Millionen. Deutschland wird Fußball-Weltmeister.
TV-Totalschaden: Stefan Raab beendet seine TV-Karriere und die ARD stellt nach 4664 Episoden die Seifenoper „Verbotene Liebe“ ein.

2010

2012

2014

2015

Gründung der AG 3D-HD-TV, die sich weiter mit dem Roll-Out von HDTV und dazu mit der Einführung von stereoskopischem 3D-TV in Deutschland beschäftigen soll.

Anfang des Jahres starten ProSieben, Sat.1, Kabel eins, Das Erste und das ZDF mit HDTV – und ebnen dem hochauflösenden Fernsehen in Deutschland endgültig den Weg. Die Version 1.0 der HbbTV-Spezifikation wird bei ETSI veröffentlicht.

Gründung der AG Infrastruktur, AG Geräte und Vernetzung und AG Smart TV.

Ende der analogen TV-Ära, zumindest über Satellit. Ab Mai werden Sender über Astra 19,2˚ Ost nur noch digital verbreitet.

Gründung der AG Mobile Mediennutzung und der AG Ultra HD. Die DTVP zeigt eine erste Ultra HD-Sonderschau bei der IFA und kommt damit in die Tagesschau.

Die Revolution der Mediennutzungsgewohnheiten klopft an die Tür. Netflix startet in Deutschland.

Die ersten UHD-Programme starten, UHD ist auch das Top-Thema des IFAStands.

„Die wichtigsten Trends der Medienbranche mitgestalten“

Andre Prahl (Mediengruppe RTL) Vorstandsvorsitzender der Deutschen TV-Plattform

Wenn Sie kurz Revue passieren lassen. Was hat die Deutsche TV-Plattform in den vergangenen drei Jahrzehnten bewirkt, woran war sie entscheidend beteiligt?

Nach außen hin am sichtbarsten waren sicher die Koordinierung und Aufklärung entlang der Digitalisierung der Verbreitungswege und Einführung neuer TVTechnologien und Standards. Das ist auch gut so, schließlich ist das eines der Hauptziele gemäß unserer Satzung. Wenn man sich die gesamte Entwicklung der Medientechnologien in den letzten 30 Jahren vor Augen hält, dann hat die Deutsche TVPlattform an den entscheidenden Stellschrauben immer ein gutes Stück mitgedreht. Ob das die Digitalisierung der Verbreitungswege war, der Weg von SD bis zu Ultra HD oder die Etablierung neuer Standards wie HbbTV. Ich glaube, es ist uns unter dem Strich hier sehr gut gelungen, unsere Mitglieder und die Branche auf vielfältige Weise zu unterstützen. Sei es als Drehscheibe für Informationen, mit der Koordinierung verschiedener Interessenslagen oder durch konkrete Projektarbeit. Gerade dazu sind wir prädestiniert, weil unsere Mitgliederstruktur die gesamte Wertschöpfungskette der Branche abbildet. Das nutzen wir aktiv, und bringen Experten und Entscheider aus allen Bereichen zu den relevanten Branchenthemen zusammen. So können wir einen Mehrwert für unsere Mitglieder und den Markt schaffen.

Wie sieht das konkret aus?

Unsere UHD-Plugfest-Reihe ist ein gutes Beispiel, deren Geburtsstunde die IFA 2014 war. Ultra HD war damals das zentrale Thema unseres Messestands. Die Kollegen hatten ihre liebe Not und Mühe, die verschiedenen Geräte miteinander so zu verbinden, dass ein UHD-Bild zu sehen war… Aus dieser „Grenzerfahrung“ wurde die Idee geboren, Events für herstellerübergreifende Geräte-Tests zu kreieren, um bereits in der Entwicklungsphase UHD-Geräte auf Interoperabilität und korrekte Implementierung neuer Features abzuklopfen. Daraus ist schnell eine europäische Initiative entstanden, die bis heute Bestand hat, und Herstellern, Infrastrukturanbietern und Diensteanbietern bei der Entwicklung hilft – was am Ende auch den Zuschauern zugutekommt. Denn die wollen wir nicht vergessen, Zuschauer und Kunden sollen am Ende unsere schönen Produkte und Services ja nachfragen und nutzen. Deswegen legen wir auch viel Wert darauf, der Öffentlichkeit neue Technologien neutral und umfassend zu erklären. Ein gutes Beispiel hierfür ist unser Informationsportal uhdr.de, auf dem wir für den „Otto Normalverbraucher“ Ultra HD und HDR erklären.

Wieviel „TV“ steckt heute noch in der Deutschen TV-Plattform? Wäre es nicht an der Zeit, über einen neuen Namen nachzudenken?

Ja, denn wir verstehen TV viel breiter als nur klassischen linearen Rundfunk, so wie die Zuschauer ja auch. Nämlich als alles, was Bewegtbild auf jeglichen Bildschirmen, Infrastrukturen und Darreichungsformen beinhaltet. Bei den Zuschauern läuft lineares TV und Streaming gleichermaßen. Das ist kein „Entweder-oder“, sondern ganz klar ein „Sowohl-als-auch“. Die TV-Häuser profitieren von diesem Trend, denn deren Streaming-Angebote werden ebenso gestärkt.

Unter dem Strich werden Sender und Plattformen ihre Zuschauer heute und morgen über alle relevanten Wege und in allen relevanten Nutzungsformen bedienen. Und solange Sender und ContentAnbieter Inhalte kreieren, die Menschen sehen wollen, wird es diese Sender und Anbieter geben. Wie die Inhalte dann in die Geräte gelangen, ist letztlich eine Frage der kosteneffizienten Gestaltung von Verbreitungsinfrastrukturen. Zwar gibt es einen Trend hin zu IP-basierten Netzen. Aber der Broadcast hat klare Vorteile und wird uns noch eine Weile erhalten bleiben. Entscheidend für den Erfolg sind auch die Plattformbetreiber und Endgerätehersteller, die diese unterschiedlichen Technologien und Nutzungsformen zu einem Zuschauererlebnis mit guter Usability zusammenführen. Auch diese sind alle in der TV-Plattform organisiert und liefern wichtige Impulse für unsere Arbeit.

Mit welchen Aufgaben und Trends wird sich die Deutsche TV-Plattform die nächsten Jahre konkret beschäftigen?

Wir haben den Anspruch, die relevanten Trends aktiv zu gestalten. Deswegen passen wir die Strukturen und Themensetzungen unserer Arbeitsgruppen kontinuierlich an. Die Frage nach der Leistungsfähigkeit der Internet-Infrastruktur für die schnell wachsende Anzahl an Streaming-Nutzern wird uns noch eine Weile beschäftigen.

Der Medienkonsum differenziert sich weiter aus, aber das muss man technisch auch organisieren und beherrschen können. Alle Inhalte über alle Wege auf alle Geräte bedeutet, dass die technische Komplexität hinsichtlich der Produktion und Distribution von Inhalten immer größer wird. Da sind in der Praxis noch etliche Fragen offen, vom Encoding bis zur Qualitätskontrolle. Hier können wir vor allem in der AG Media over IP einen wichtigen Beitrag leisten, um aufzuklären und mit Vorschlägen für Best-Practice-Verfahren die Komplexität zu reduzieren. Um das Thema Cloud werden wir uns in diesem Zusammenhang auch kümmern, das ist für viele unserer Mitglieder in ihren Herstellungs- und Vertriebsprozessen von steigender Relevanz. Dazu kommt der Einsatz von KI in den Medien, die Implementierung von Addressable TV und Barrierefreiheit, die in der AG Smart Media bearbeitet werden. Und natürlich wird uns die Verbesserung Bildqualität auch weiter beschäftigen – quasi der „Dauerbrenner“ der TV-Plattform – etwa die Frage, wie die Vorzüge von HDR-Inhalten auch optimal beim Zuschauer ankommen.

Das sind alles anspruchsvolle Aufgaben und die Deutsche TV-Plattform bietet für all diese Aspekte ein sehr gutes Forum für Austausch, Aufklärung und Gestaltung.

Was die letzten 30 Jahre die DTVP und die (TV-)Welt bewegte

Brexit-Referendum: 52 % der Briten stimmen für einen Austritt aus der EU.
Die Trump-Reality-Show „The Apprentice“ zieht um ins Weiße Haus nach Washington.
Die erste Staffel von „The Masked Singer“ erzielt Rekordquoten.
„The Apprentice“ wird endgültig abgesetzt und die Covid-19-Pandemie hat die Welt fest im Griff.

2016

2017

2019

2020

Gründung der AG Smart Media und AG Terrestrik & mobile Media. Die erste Ausgabe des neuen Event-Formats „Media Innovation Platform“ (kurz: MIP) dreht sich um das Thema „VR in der TV-Branche“.

In einigen Metropolregionen startet in Deutschland die Ausstrahlung mit DVB-T2 HD. Zu sehen sind dort u.a. in Full-HD die Fußball-Europameisterschaft 2016 und der 1.000 Tatort.

Die DTVP riskiert einen weiten Blick nach vorne und lotet im Rahmen der MIP#2 die „Mediennutzung in autonomen Fahrzeugen“ aus.

Gründung der AG Media over IP. Die Herstellung, Distribution sowie Empfang von ultrahochaufgelösten Bildern stehen im Zentrum der MIP#4 „UHD-HDR-Produktion“.

Geschafft! Mit dem Ende der analogen TV-Verbreitung im Kabel sind nach 29 Jahren intensiver Vereinsarbeit alle Rundfunkinfrastrukturen komplett digitalisiert.

Auch die DTVP zieht um in die digitale Domäne. Die 1. Ausgabe von „Connect! The Smart TV Award“ in Kooperation mit den Medientagen München wird trotzdem ein voller Erfolg.